Russland Watcher Blog

Friede dem Terror

Stefan Schaak: Seid gegrüßt, liebe Freundinnen und Freunde. Die Russland Watch ist mit ihrem Quartett vollzählig versammelt. Mit mir zusammen hier sind Markus Pöhlking, Thomas Leurs, Dimitri Nabokoff. Mein Name ist Stefan Schaak. Wenn ihr das erste Mal bei den Russland Watchern dabei seid, wir veröffentlichen einmal die Woche eine große Watch am Sonntag. Bei der wir darüber sprechen, was mit Russland passiert. Und in der letzten Woche bin ich euch zuerst einmal zusammentragen darf, worüber es sich lohnt zu reden, denn es war durchaus viel. Einmal, ja, Bilausov, wir hatten ihn beim letzten Mal und jetzt gibt es schon die ersten Leaks. Seine Korrespondenz ist an die Öffentlichkeit gekommen. Zweitens, wir haben Säuberungen im russischen Verteidigungsministerium. Ich habe jetzt fünf Generäle gezählt, lasse mich da aber auch gerne nach oben korrigieren. Nach wie vor haben wir die russische Offensive und ja, ganz aktuell auch den Terror gegen die Stadt Kharkiv. Wir haben aber auch den Internationalen Gerichtshof diese Woche gegen Israel und auch wenn das auf der Oberfläche gesehen nicht unser Thema ist, glaube ich, sollten wir hier auch darüber sprechen. Putin ist derweilen schon wieder aus China zurück, ist jetzt bei Lukaschenko in Minsk und ruft nach Frieden. Auch das wurde viel kommentiert. Die Nevzorovs, die mir sehr am Herzen liegen, Alexander und Lidia, sind zu einer extremistischen Vereinigung erklärt worden. Denn das ist jetzt die neue Strategie in Russland, um Vermögenswert zu konfiszieren. Dann gab es mysteriöse Grenzverschiebungen in der Ostsee. Darüber sollten wir reden. Die Frage, ob man russisches Territorium angreifen darf und ja, vielleicht nicht mehr im Vordergrund Georgien. Das Thema ist noch lange nicht durch. Ihr erinnert euch vielleicht, dass wir hier vor zwei Wochen ein Worst-Case-Szenario für das Land entworfen hatten. Ich biete euch also eine ganze Menge hier an.
Markus Pöhlking: Wo fangen wir an? Von mir aus können wir da anfangen, wo im Grunde die Dinge gerade entschieden werden und nicht nur gerade, seit Februar 2024, nämlich an der Front. Und da haben wir im Grunde seit zwei Wochen ja den großen russischen Vormarsch auf Rakif. In Deutschland haben sich die Schlagzeilen gewissermaßen überschlagen. Man konnte den Eindruck haben, Rakif steht kurz vor dem Fall. Russland ist mit allem, was es mobilisieren kann, über die Grenze gegangen und schafft jetzt den großen Sichelschnitt im Nordosten sozusagen. Und jetzt zwei Wochen später müssen wir konstatieren, so ganz viel haben sie eigentlich nicht geschafft, außer gestern einen Baumarkt erfolgreich zu denazifizieren. Wenn mir dieser Zionismus mal gestattet ist. Wir haben Kampfhandlungen im Nordosten. Die Russen sind, wenn ich das so richtig auf dem Schirm hab, ich hab's die letzten zwei, drei Tage nicht mehr so intensiv verfolgt, im Grunde einmal genau bis an die Verteidigungslinien herangerückt, die die Ukrainer eben auf ihrem Territorium errichtet haben und dann da gestoppt worden, einen relativ hohen Preis an Mensch und Material, offensichtlich derzeit in Wrocławsk, einem der Ziele, die sie sich, es gibt glaube ich drei Angriffsachsen in dem Bereich, Wrocławsk, die erste größere Stadt, die sie eigentlich hätten einnehmen wollen. Da sind sie irgendwie mal ein bisschen im Bereich administrativer Gebäude vorgetrungen. Es gibt Bilder, wie sie es geschafft haben, ein Rollstuhlfahrer zu exekutieren, erfolgreich. Also im Grunde wird da meines Erachtens eine etwas planlose, dafür aber sehr gewalttätig und brutale Offensive vorangetrieben, mit unklaren Ziel. Im Grunde knüpft daran ja auch die Frage, an die wir später noch klären wollen, ob man russisches Territorium aus der Ukraine angreifen sollte mit weitreichenden Waffen. Ich weiß nicht, wie ist eure Meinung? Wie habt ihr in den vergangenen zwei Wochen die Aktion der Russen auf Kharkiv wahrgenommen? Wenn ihr euch erinnern könnt, habe ich bereits am 7. April bei unserer Watch damals von diesem Bluff gesprochen. Und dieser Bluff war zu erwarten. Und ich halte Kharkiv in all seinem Terror, in all seinem Tod und in all seiner Zerstörung für Teil dieses groß angelegten Bluffs, den wir hier jetzt im Mai beobachten, dieser groß angelegte Show, zu der all diese Elemente gerade gehören. Denn was sehen wir? Wir sehen, dass Russland neben, also wir kommen ja gerade von dieser Zerstörung Avdiyevkas. Also in diesen großen Linien hatten wir ja lange Zeit das Thema Bachmut, Bachmut, Bachmut, bis die Stadt vollständig verschwunden war, was die Russen befreit nennen. Dann kam Avdiyevka und ja, jetzt kam auf einmal Kharkiv dazu, also zum Donbass auch noch Kharkiv. Und die große Frage war ja immer, warum machen die das jetzt? Denn von Anfang an war klar, dass nicht die Truppen vorhanden sind und schon gar nicht die Technik, die Stadt wirklich einnehmen zu wollen. Also eine Sache der Unmöglichkeit, alleine schon von, wie gesagt, von der Truppenstärke, die Russland dort im Moment zusammenziehen kann. So und dann sagt man klar, man möchte von russischer Seite, dass die Ukraine gezwungen ist, Truppen aus dem Donbass abzuziehen. Weil man sich immer noch erhofft, hier Richtung Chersov-Yard und dann vielleicht ja dann irgendwann einmal, hier Slavianskama-Torsk, da, worum es ja eigentlich letzten Endes geht und darüber redet man ja auch schon seit 2022, ferne, ferne, ferne Ziele der russischen Armee. Ja, dass die Ukraine dort Truppen abziehen und vielleicht doch noch ein Durchbruch gelingt, bevor die ganzen US-Amerikanischen Waffen kommen. Jetzt auf einmal müssen die Russen-Truppen an der Front von Richtung Kharkiv zusammenziehen. Also hier, Mark Reichert ist so weit gegangen, sogar eine Falle der Ukrainer zu mutmaßen. Das fand ich einen sehr gewagten Gedanken. Aber ich möchte ihn hier nichtsdestotrotz präsentieren, weil ich ihn von der Richtung her, von der Betrachtungsweise her durchaus für korrekt halte. Denn er sagte, vielleicht waren ja diese Überfälle von ukrainischer Seite hier mit dem russischen Freiwilligenchor. Mittlerweile haben wir uns daran gewöhnt, dass Belgrade bombardiert wird. So viel auch zu Angriffen auf russischem Territorium. Dass das gefahren wurde, um zu provozieren. Denn im Grunde genommen macht die russische Armee jetzt genau das, was die ukrainische Armee mit in Kooperation mit dem russischen Freiwilligenchor im Januar gemacht hat, jetzt in Kharkiv. Sie schicken Infanterietruppen rein, puckt mal und schießen Artillerie hinterher. Sie kommen da ja nicht mit schwerem Gerät oder so etwas. Wie gesagt, sie haben auch gar nicht die Truppen dafür. Und jetzt steht das Ganze. Also kann sein, dass man sich da...
Dimitri Nabokoff: Ob die Entlassungen jetzt sozusagen die FSB-Übernahme auch des Verteidigungsministeriums sind. Und dass hier die Generäle an der Front entsprechend nervös sind, weil sie wissen, sie müssen irgendwas abliefern. Und dann macht man halt mal diesen Angriff auch Richtung Kharkiv. Ja, und dann befehlt man mal, wie ihr erinnert euch damals, Wugledade, was die da reingeschickt haben, was die da verheizt haben. Und also kann die Spur auch durchaus dahin führen. Ja, eine These. Ich würde mal gucken, was ihr davon haltet. Also warum machen sie das jetzt, diese Frage? Warum machen die Russen das jetzt? Warum greifen sie jetzt bei Kharkiv an? Es ist ja eigentlich egal, ob es eine Falle der Ukraine ist. Die Russen machen das ja trotzdem. Und Putin hat schon vor Monaten diese Rede gehalten mit der Sanitätszone, dass er innerhalb der Ukraine, wo ich frage, warum, eine Bufferzone errichten möchte zum Schuss Russland. Also das war die Reaktion auf die Angriffe von Bielgau auf Bielgau und auf RTK-Einfälle usw. Also ich glaube, das ist schon mehr als einfach nur ein paar Generäle müssen jetzt was zeigen. Weil Putin ist da ja eingeweiht. Für mich ist das eine politisch-militärische Operation. Also was genau das Ziel ist, weiß ich auch noch nicht. Aber das ist auf jeden Fall von höchster Führung. Also das ist nicht einfach nur die Armee, die da ein Quers macht. Ich könnte vermuten, dass es einen Vorteil hat, eine namhafte große Stadt immer wieder eine Schlagzeile zu haben, wo Russland angeblich irgendwo vorrückt, irgendwie 100 Meter, 1000 Meter irgendein Dorf, zwei Dörfer, als wenn es ein unbekanntes Dorf ist, mit dem Europäer und Amerikaner nichts anfangen können. Das wäre jetzt mal so eine These. Ich will mal gucken, was ihr davon haltet. Ich finde gerade deinen letzten Punkt spannend. Ich musste einen kurzen Bogen schlagen. Ich habe ja vorhin schon mal die Berichterstattung den Schlagzeilenwald, den es in Deutschland gegeben hat, angesprochen, gerade als der russische Angriff gestartet ist, wo man eben den Eindruck bekommen konnte, jetzt bricht da ja alles zusammen in der Ukraine. Was dann eben nicht passiert ist, was uns ein bisschen die, wie soll ich sagen, Sobhaftigkeit der Berichterstattung teilweise vor Augen geführt hat. Und da sehe ich durchaus einen Punkt. Der Name Rakiv, als Bezeichnung für eine Millionenstadt, ist nun mal irgendwie geläufiger, als wenn du sagst, die greifen da Chassivjahan oder sowas letztlich ja auch einfach. Der Ort liegt da zwar strategisch günstig, aber selbst wenn die Ukraine den irgendwann aufgeben würde, wäre das jetzt kein großer Verlust am Ende des Tages. Rakiv ist anders gelagert, würde die Ukraine die Stadt Rakiv verlieren, ist natürlich schon ein großer Verlust. Und es gibt insbesondere, ich weiß jetzt nicht, wie das in anderen lästlichen Ländern ist, aber in der deutschen Öffentlichkeit auch nicht immer ein Bewusstsein dafür ist mir aufgefallen, dass Rakiv als Stadt und Rakiv als Bezeichnung für eine Oblast zwei unterschiedliche Dinge sind. Und dass ein Angriff auf irgendein Dorf in der Oblast Rakiv nicht unbedingt gleichbedeutend ist mit dem unmittelbar bevorstehenden Fall der Großteil Rakiv. Das ist, glaube ich, geht so ein bisschen unter hier und da, wenn man sich die Sachen nicht genauer anguckt. Und das kann natürlich schon sein, dass Putin versucht, diesen Namen zu spielen und zu sagen, das sind jetzt nicht nur irgendwelche Dörfer im Donbass, wie euch immer Glauben gemacht wird, sondern wir sind jetzt hier aufwiegend und brechend dran, diese Millionenstadt einzunehmen oder da zumindest Vorstoß für so eine Art vorzutragen. Genau, genau. Du musst ja noch nicht mal einnehmen. In den Plan passt ja völlig, die Linie vorzuschieben, so dass die russische Artillerie wieder in die Stadt reinschießen kann. Dann für jede Menge zivile Tote zu sorgen und dann zu sagen, da seid ihr selber daran schuld, dass diese Zivilisten jetzt sterben, indem ihr halt Belgorod bombardiert habt und vielleicht westliche Waffen benutzt habt, um in Russland reinzuschießen. Da muss jetzt Hake für eure Fehler büßen. Also für mich würde das wunderbar in so ein KGB-Plot passen. Zum einen das und ich glaube auch, dass dieser Angriff ein paar erwartbare, schnelle Erfolge fabriziert hat für die eigene Propaganda zu Hause wahrscheinlich. Weil du wusstest ja auf russischer Seite, dass die ukrainischen Verteidigungslinien nicht direkt an der Grenze beginnen, was auch gar nicht möglich war, weil die Ukraine ja einen gewissen Raum braucht, um den Vormarsch der Russen zu bekämpfen und solange sie nicht mit Heimars oder Attack-Camps auf russisches Territorium feuern darf, müssen natürlich dann die Russen kommen lassen, um sozusagen mit der Artillerie bekämpfen zu können. Das heißt also, es wäre klar, dass die ukrainischen Linien ein Stück weit in der Tiefe sind und dass die Russen wahrscheinlich erstmal relativ schnell ein paar Dörfer erobern können und die russische Flagge hießen können und sagen können, jo, läuft alles nach Plan, Vormarsch der Truppen im Bereich Harkiv, Klima, alles bestens. Aber das passt alles wunderbar zusammen. So war das auch von mir nicht gemeint. Das ist, diese Armee ist ja grundsätzlich nicht zu eigenem Handeln fähig. Dazu möchte ich gleich noch zu sprechen kommen, hier im Verteidigungsministerium mit den Generälen, die geschasst wurden, sondern dass du sagst, das kommt von ganz oben. Und es passt zusammen, wenn von ganz oben die Linie ausgegeben ist. Hier Putin spricht von einem, wie war das Wording? Sanitärem Korridor? Irgendein Korridor, ja. Kuffer-Zone, am besten noch UN- Sicherheitszone, dann bist du wieder im Bosnienkrieg. So ein Blauhelm, genau. Das stinkt ja schon nach Friedensverhandlungen oder nach irgendwelchen Warwick-Talks. Und dann hast du vor Ort jetzt die generelle Kommandeure, die abliefern müssen. Und du weißt, wie in Russland abgeliefert wird in der Armee, du musst deinen sogenannten Adjot nach oben schicken. Nach oben wird dann halt gelogen und gesagt, ja hier, wir machen das ja. Wir sind ja auf dem Weg sozusagen. Schau mal, die russische Armee hat in der letzten Woche die Einnahmebefreiung You Name It von Belogorovka Klinky Klischeevka Robotinja lanciert. Alles ohne jeden faktischen Beweis. Alles Ankündigung. Und das haben wir ja auch schon oft gesehen, dass Einnahme von Orten angekündigt wird von der russischen Armee, weil das dann bedeutet, dass den Kommandeuren vor Ort keine Wahl gelassen wird, als anzurennen. Weil sie müssen ja den guten Nachrichten hinterherkommen. Und dann haste generell die jetzt sagen, müssen halt nach oben auch sagen, dass die Sache hier Richtung Kharkiv auch läuft. Weil im Moment ist hauen und stechen. Also, Belausow würde ich ja auch sehen als ein Element durchaus in diesem Informationskrieg, der uns ja darstellen soll auf einmal, Russland ist voll im Saft hier. Die greifen diese Millionenstadt an. Aufmerksamkeit, guck mal hier, wie du richtig sagtest, ihr seid doch selber schuld. Warum greift ihr Belgier dort an? Und dann, wie gesagt, stinkt das Ganze schon nach Friedensverhandlungen. Und darauf laufen wir ja so hinauf, auf dieses Unterminieren dieses Gipfels in Luzern am 15. Juni, den Zelensky einberufen will. Also ich bin in der Meinung, dass das, was Putin gestern, vorgestern gesagt hat, mit dem illegitimen Präsidenten Zelensky, ja, so Amtszeit ausgelaufen, kreit sich mit weißen Fingern an die Position fest, der schlimme Zelensky, wobei Putin doch so demokratisch gewählt ist und so viele Wahlkämpfe erfolgreich bestritten hat. Das ist ja ein Narrativ, um diesen Gipfel in der Schweiz zu kontern, das Wasser abzugraben. Deliktimiere die Ukraine, deliktimiere Zelensky. Und jetzt ist es ja, wenn ich dich richtig verstehe, ein zweiter Punkt dafür. Die Kharkiv-Offensive. Eine mediale Offensive. Wie genau grebt Kharkiv dem Gipfel in der Schweiz das Wasser ab? Kharkiv demonstriert, wozu Russland fähig ist. Und Kharkiv, das haben wir heute ja nicht zuletzt wieder gesehen, dient auch der Demoralisierung der Ukraine. Okay, ich versuch das mal zusammenzufassen.
Markus Pöhlking: Diese Panik ist ja auch in Teilen durch die Ukraine gegangen. Ich fass das mal zusammen. Es gibt zwei große Friedenspläne, die vorgelegt werden. Die eine Seite legt einen chinesischen, chinesisch-brasilianischen, chinesisch-russisch-brasilianischen Friedensplan fest. Der basiert im Großen und Ganzen darauf, nach der Position der Stärke zu entscheiden, wie die Ukraine jetzt aufgeteilt wird oder wie dieser Konflikt, dieser Krieg irgendwie beigelegt werden soll. Russland sagt, akzeptiert unsere Landnahme, das, was wir jetzt schon anniktiert haben, akzeptiert, dass wir stärker sind, vorrücken. Dann wäre Halkif halt ein Beweis für diese russische Stärkeüberlegenheit. Und die andere Seite hat den Zelensky-Plan, der auf Völkerrecht basiert und nicht auf Stärke. Und der sagt, gerecht ist, wenn ihr abzieht, Reparation zahlt, Kriegsverbrecher bestraft und ausliefert, Gerechtigkeit und Fairness. Und in diesem Kampf zwischen diesen zwei Friedenstypen oder Möglichkeiten von Frieden nutzt Russland jetzt also die Halkif-Offensive, um ihre Version des gerechten Friedens zu pushen. Zu unterstützen. So hab ich's verstanden. Die Halkif-Offensive wird so lanciert, natürlich, klar. Kein Problem. Mir ist gerade eingefallen, es gibt noch einen anderen Punkt. Halkif-Millionenstadt heißt natürlich auch, dass im Zweifelsfall viele Menschen sich auf die Flucht machen, wenn die Lebensbestände da immer schlechter werden. Und das ist natürlich dann auch wieder ein sehr effektives Mittel, um in Europa Staaten und Regierungen unter Druck zu setzen. Ja, ja, auch passt wunderbar alles in Kremls Pläne. Flüchtlingswellen, großes Leid, ihr seid ja selber daran schuld. Ja, und dazu hasse dann jetzt diese, die andere Seite des Ganzen, dass dieses Frankenstein-Russland jetzt sich etablieren muss, weil es sich jetzt zu erkennen gegeben hat.
Dimitri Nabokoff: Ich habe das verneint. Wie siehst du diese Frage nach dem, was wir Neues über Belarusow in dieser Woche erfahren haben? Ich habe das nicht so genau verfolgt. Ich habe nur mitbekommen, da wurden Immobilien gefunden. Also für mich ist es, aber ich bleibe immer noch dabei, er ist nicht der typische Korruptionär im System Putin. Er ist nicht derjenige, der ein System um sich aufbaut, ein Korruptionssystem, so eine eigene Zweigstelle, eine Filiale der Mafia, wie Shoigu das gemacht hat. Dass der irgendwo eine Villa in Italien hat, das ist jetzt für mich kein Beweis dafür, dass er genauso ist wie alle anderen dort. Ich glaube immer noch, dass er so ein anderer Typ ist. Das mit der Religiosität, das fand ich interessant. Aber das war vorher schon bekannt. Was ist denn rausgekommen mit diesen Messages? Sehr geheimnisvoll. Vergessen wir mal die Villa da für 600.000, irgendwas in Italien, die er dann schon lange auch verkauft hatte. Da gebe ich dir vollkommen recht, da müssen wir jetzt gar nicht reingehen. Was an dieser Privatkorrespondenz interessant ist, mit Geliebten, lassen wir das auch mal außen vor. Man rätselt gerade, was er fünf Minuten morgens von 7.45 Uhr bis 5.05 Uhr nach dem Aufstehen mit dem Kater macht. Denn der steht auf seinem Tagesplan. Da steht Aufstehen und dann Komma Kater. Da sind schon die größten Befürchtungen geäußert worden, was da mit diesem Kater dann passiert. Denn von 7.50 Uhr werden dann zehn Minuten für das Gebet verwendet. Und ja, wir haben es hier, ich habe es letzte Woche gesagt, mit einem wirklich innenberühmstigen Orthodoxen Fanatiker und Planwirtschaftler zu tun. Also wirklich eine nur von Putin bekannte Hybridform zwischen so einer Art retro- kommunistischen Ökonom plus größtmögliche orthodoxer Irrsinn. Ja, gerade in Person seines illustren Teammode Ivanov's, der als Erster abgesägt worden ist. Ihr erinnert euch, der sein Buddy für Baumaterial, für Bauaufträge. Und jetzt ist es ja weitergegangen in dieser Woche. Wir hatten erst hier Ivanov Kuznetsov, die ersten beiden, Shoigu-Leute, die abgesägt wurden, und jetzt kamen dazu noch Werdetilecki, Schamarin. Was passiert? Wer nimmt diese Säuberung vor? Haben wir jetzt hier den FSB?
Markus Pöhlking: Und zuerst habe ich das letzten Sonntag so verstanden, wie als ob Schäugo eine echte Konkurrenz ist. Dann haben wir aber, so meintest du das aber nicht, schuldigst du auch in der Kopfsäche. Aber die Armee an sich ist halt für denjenigen, der auf dem Zarentron in Kreml sitzt, immer eine Gefahr. Das ist, wenn du ein Regime, ein autokratisches Regime führst, was du putschsicher gestalten möchtest, immer, ja, die Menschen in den Panzern und mit den Gewehren sind immer eine Gefahr. Und jetzt haben wir kurz nach Biloosow, nach dieser Rohade mit Schäugo und Biloosow, sehen wir Säuberungen von Generälen, die gerade dann anfangen. Und ja, das Offensichtlichste ist, Putin hat beschlossen, die Armee zu säubern. Oder damit zumindest anzufangen. Man kann schon davon ausgehen, dass er mit dem FSB selber weitermacht. Aber jetzt hat er erst mal mit der Armee angefangen. Deswegen hab ich ihn dann geschrieben. Wie hat sich das entwickelt?
Stefan Schaak: Irgendwie hat es ja schon den Eindruck, als ob da irgendeine Gruppierung versucht in die militärischen Hierarchien hineinzudiffundieren und da mal ein bisschen aufzuräumen, wer weiß was anzustellen. Also, das ist natürlich dann naheliegend, dass das Ganze aus dem FSB gesteuert wird. Oder zumindest aus Diensten, die sich überliegend im Geheimen aufzuhalten pflegen. Das kannst du ganz genau rekonstruieren. Also, zuständig für die ganzen... Die sitzen ja alle in Leforto. Wird ja schon, wenn da schon Memes drüber gemacht, dass die Sitzung der Armee im FSB-Gefängnis demnächst stattfinden. Weil dafür zuständig der DWRK ist. Das ist die Abteilung für militärische Gegenspionage beim FSB. Die soll... Man könnte denken, sie soll halt Spionen in der Armee jagen, aber grundlegend ist das genau die Stelle, die gegen alle was in der Hand haben. Weil das ist Putin-System. Über jeden, der auch nur irgendwie in Verantwortung in der Armee ist, hat der DWRK seine Akte, die bei Bedarf herausgeholt wird. So wie bei Ivanov jetzt zum Beispiel. Also ganz klar, das machte in dem Sinne der FSB. Und warum fängt die Säuberung an, nachdem Shoigu weg ist? Das hat schon vorher angefangen. Ivanov war ja die Einleitung. Ivanov wurde richtig abgeführt. Den Uniform hatten sie ja rausgelockt. Und das war die Glocke, die geschlagen wurde. Dann musste Shoigu gehen, aber auch nicht. Aber hier noch mal Shoigu. Shoigu ist ja in dieser Frühforentung im Sicherheitsrat. Womit der Sicherheitsrat sozusagen so ein Altenheim für Ex-Putin-Buddies halt wird. Denn die Generäle, die jetzt abgesägt werden, ich kann mir nicht vorstellen, dass auch nur einer davon großartig absitzen wird. Da werden irgendwelche Möglichkeiten gefunden und dann ist auch wieder gut. Die werden halt jetzt nur aus dem Spiel genommen. Die werden aus dem Spiel genommen, weil die Belarussow-Message ist nicht... Also hier, die Belarussow-Message ist nicht, Putin stellt sich auf einen langen Krieg ein. Das ist so ein Sohn, das ist ein alter Hut. Das wissen wir eigentlich schon seit zwei Jahren. Aber real, seit sie den Militärhaushalt für 2024 zusammengestellt hatten letztes Jahr. Die zweite Sache hier, dass man sagen könnte, dass... Jetzt hab ich den Faden verloren. Hilf mir mal wieder rein. Ich hab vom Faden nichts gezeigt. Kann ich dir gerade nicht helfen? Ich könnte dir eine Frage stellen, um das geschickt abzumoderieren, auf einen anderen Aspekt zu lenken. Wenn die Geheimdienste sozusagen jetzt ins Militär reingreifen und da vielleicht auch ein bisschen pitch-steuern wollen, ist das dann eigentlich letztlich so zu verstehen, dass Paranoia über Reste von Rationalität zu siegen scheint, was es in der Armee vielleicht noch gegeben hat oder geben dürfte? Darauf wollte ich hinaus. Danke für die Frage, weil darauf wollte ich genau hinaus. Du hast denn unter diesen fünf Generälen einen, bei dem der Fall anders liegt, und das ist Popov. Das war jetzt Anfang der Woche. Popov, das ist nicht in dem Sinne diese Post-Cheugoo-Säuberung, die ja zu erwarten war im Sinne, kommt ein neuer Manager, der schmeißt ganz viele raus, sondern Popov hat letztes Jahr in das gleiche Horn getutet wie Prigogin. Vielleicht erinnert ihr euch, es gab eine ganz hier von Gurolyov, diesem Propagandageneral, geleakte Audionachricht von Popov an seine Soldaten, wo Popov ganz offen sagt, ja, wir sind verraten worden vom Generalstab. Wie nennt er sie da immer? Gladiatoren, also er ist der Spartak und sie sind seine Gladiatoren, die Familie und wir sind hier sozusagen alle, wir sterben alle gemeinsam, also eine durchaus sehr emotionale, pathetische Rede. Dafür ist er nach Syrien geschickt worden. Und jetzt, in diesen Umbildung, kam er wieder zurück und da ist jetzt so die gängige Version Gerasimov wohl eingefallen, dass da noch eine Rechnung offen ist mit jemandem. Und dann wurde er jetzt hops genommen unter wieder auch Korruptionsvorwürfen. Korrupt sind die alle, aber darum geht es bei dem Fall nicht. Ganz interessant war jetzt noch Freitag, Freitag war Anhörung, weil vom Ermittlungskomitee gesagt wurde ans Gericht, ja, man könne das jetzt erstmal aussetzen, die Untersuchungshaft. Und eventuell hier so Hausarrest oder sowas verorten, weil Popov ist halt sehr populär. Er ist dann aber doch in Untersuchungshaft geblieben. Also hat sich anscheinend die Seite durchgesetzt, die ihn da aus dem Verkehr ziehen will. Und das ist, Popov ist ein wunderbares Beispiel für die seit 20 Jahren praktizierte negative Selektionen der Armee, der ja auch dann hier Lebit zum Opfer gefallen ist, der letzte, ja, General mit wirklich nationalem Charisma. Und deshalb hier zu dieser Armee. Die Armee ist im Grunde genommen nicht mehr existent. Was jetzt aus diesem Haufen wird? Also meine Theorie ist dabei, dass Putin gerade versucht, die ganzen Ex-Wagner-Leute, also die das Ganze organisiert haben, die ganzen Netzwerke, also hier Jumin, Manturov und ja auch Belarussow ja auch, dass Putin versucht, sie näher an sich zu bringen jetzt, um sozusagen eine neue Armee-Struktur zu etablieren. Im Sinne, ihr habt ja Wagner aufgebaut, dann baut mal diese im Außen operierende Armee jetzt mal hier für mich auf. Aber was daraus wird? Ich meine, alle spekulieren ja jetzt auch schon, wann und in welcher Form Russland mobil macht. Der Kelch geht ja an Putin sicherlich nicht vorbei. Auch wenn Dietmar Bartsch bei Twitter immer noch Sachen loslässt, Russland würde pro Monat 30.000 Freiwillige einziehen, was ja, wie was ja auch von ihm gewohnt sind, natürlich russisches Narrativ ist. So, komm, wir müssen mal ein bisschen Gas geben. Wir haben ja viele Punkte aufgezählt am Anfang. Ja, dann sagt mir doch mal hier, was ihr von dem anderen Narrativ noch mal haltet. Putin will Frieden erminsten und die Aufnahme. Was war das? Werden wir es in zwei Tagen wieder vergessen haben, oder ist das jetzt ein interessanter Informations-Q-Markt? Hast du da die Aufnahme? Die Frieden in Minsk-Aufnahme? Er ist jetzt in Minsk und will, irgendwie hat gesagt, Russland ist offen für Verhandlungen, oder? Ja, das war noch das, wo Silensky ja auch viel illegitim erklärt hat. Der ist zu Lukaschenko gereist und hat gesagt, wir würden ja gerne Friedensverhandlungen aufnehmen, aber die Gegenseite hat ja keinen legitimen Präsidenten. Also ich sehe da vor allem eine Kontinuität der russischen Strategie über Jahrhunderte hinweg. Du, ja diese Salamitaktik, dass du, wenn du einen Gegner nicht niederwerfen kannst, du zumindest versuchen musst, den zu neutralisieren, also dass er dir nicht davon schwimmen kann und dieses Einfrieren als Stärke Pause zu nutzen, um ihn dann später zu Ende niederzuringen. Wenn du das nicht schlucken kannst, wenn das zu groß ist, dann musst du das in zwei Häppchen halt essen. Und ich hatte ja schon immer Bauchschmerzen mit der Entscheidung von Zelensky, die Wahlen nicht stattfinden zu lassen. Ich verstehe alle Argumente dafür. Es ist Krieg, man kann nicht wählen, das ist von der Verfassung ermöglicht und so weiter. Aber neben all der rechtlichen und politischen Sicht, da gibt es auch diesen Informationskampf gegen Russland. Und da tut sowas einfach weh. Weil das wird die russische Propaganda jetzt jahrelang breit treten. Und wenn der Konflikt lange geht, und wie soll das aussehen? Soll Zelensky dann in zwei Jahren, in drei Jahren vielleicht doch eine Wahl durchführen? Was ist, wenn er irgendwo dann zehn Jahre Krieg führen muss gegen Russland? Also ich weiß nicht, ob das so richtig durchdacht wurde. Aber gut, das ist ja nur der Aspekt, dass Russland jetzt die ganze Zeit betonen wird, dass Zelensky seine Amtszeit überschritten hat. Nee, finde ich gut. Du hast ja mal zusammengefasst die Situation, in der wir zeitlich auch stehen von den Perspektiven. Wenn dieser Krieg dann zwei, drei, vier Jahre noch weitergeht, was wird denn mit der Legitimität Zelenskys? Heute, im Mai 2024, steht Zelensky weder in der Ukraine noch in der freien Welt in Frage. Aber. Aber. Und du hast den Informationskrieg erwähnt, in dem Russland dieses Argument immer wieder bringen wird. Immer wieder. Und wir wissen ja, der Informationskrieg ist ein Krieg der Wiederholung. Du bläust den Leuten so lange ein, bis sie es glauben. Nehmen wir mal an, jetzt in der Schweiz. Nee, weil ich wollte jetzt noch anbinden, ihr habt die Entscheidung des Internationalen Gerichtshofs sicher verfolgt. Aber es gab für mich zwei plus eine große internationale Entscheidung. Einmal die Beantragung des Haftbefehls für Netanyahu und Garland, mitsamt hier von Sinisward und den anderen Chargen der Hamas. Dann die Aufforderung, am Ende der Woche auch des EGH, die Kampfehandlung Richtung Raffach einzustellen. Und noch eine andere Sache, es gab noch eine Srebrenica-Resolution in der UNO, wo der 11. Juli als Tag des Genozids anerkannt wurde, als Trauertag. Alles Informationskriege. Alles Informationskriege, die unmittelbar mit unserem Informationskrieg zu tun haben.
Dimitri Nabokoff: Denn du wolltest auf den Gipfel in Luzern ansprechen, was da passieren könnte. Ja, nehmen wir mal, also was ist das überhaupt für ein Fall? Wie versteht ihr den? Also für mich ist es, die andere Seite, die haben einen klaren Plan. Der chinesische Plan ist nichts anderes als Putins Plan, nur durch Chinesen vorgetragen. Und jetzt versuchen sie andere Länder, nicht westliche Länder, um diesen chinesischen Friedensplan zusammen zu sammeln, zu versammeln, davon zu überzeugen. Und damit Druck auf den Westen und die Ukraine auszuüben. Und auf der anderen Seite haben wir den Westen, der überhaupt keine einheitliche Position hat. Es gibt halt den Vorschlag vom Silenzgepler an, der ist ziemlich bekannt. Und alle anderen äußern sich irgendwie unterschiedlich. Und dieser Gipfel ist für mich wie, ja, lasst man doch mir wenigstens mal unsere Positionen erstmal klären. Und das kommt im Jahr zwei. Über zwei Jahre ist der Krieg schon alt. Und der Westen fängt jetzt erst an, sich Gedanken zu machen, wie denn der Westen diesen Krieg beenden möchte. Und vorher war das alles nur so Hoffnung, dass Putin irgendwann ablässt, dass Russland irgendwann genug hat. Das ist für mich der Gipfel, also eigentlich nur ein Symbol westlicher Entscheidungs-Schwäche. Und irgendwas Positives kann ich da auch gar nicht irgendwie abgewinnen, ehrlich zu sein. Ich weiß gar nicht, was ich dazu Gutes zu sagen soll zu diesem Gipfel jetzt. Biden reißt nicht hin, Harris auch nicht. Ich erwarte eher negative Nachrichten als positive von diesem Gipfel. Sagt mir das nicht falsch, Liege? Ich würde sagen, dass es eine vollkommen legitim düstere Skizze ist, die du uns da geboten hast. Die, und da schließe ich mich dir an, auch in zwei Wochen die Realität sein wird oder in den Wochen darauf auch. Eine Sache wäre ja, und die Diskussion hatten wir in der Woche, lange verspätet, aber jetzt haben wir sie auf höchster Ebene. Stoltenberg, die NATO fordert der Ukraine auch mit USA-mechanischen EU-Waffen zu erlauben, das russische Territorium anzugreifen. Stoltenberg hat auch schon mal in den Raum geworfen, dass man die Front einfriert und der westliche Teil der Ukraine geht in die NATO und der östliche wird eingefroren und später macht man 30 Jahre irgendwie diplomatisch irgendwas. Die Magie des Ganzen ist die Wiederholung. Du musst es immer wieder sagen. Da gebe ich zum Beispiel hier Frau Strack Zimmermann auch vollkommen recht, wenn sie für den EU-Wahlkampf jetzt plakatiert. Wie hieß es? Ich nerfe die Leute so lange, bis ich meine Entscheidung durchsetzen kann. Du musst halt mit der Sache nerven. So zum Beispiel hier der Vorsitzende für auswärtige Angelegenheiten des Komitees, McCaw, der hat Blinken diese Lektion erteilt. Das ist genau die Sache. Diese Rhetorik muss immer wieder da sein. Denn du siehst, wir haben jetzt doch irgendwann auch Attack on the Mass bekommen. Und diese Attack on the Mass erweisen sich als genau der Game-Changer. Bitte nicht übertreiben. In dem Rahmen, wie wir uns das auch versprochen hatten, die Wirkung zu zeigen. Wenn der Ukraine klargemacht wird, okay, ihr könnt jetzt auch hier an der Richtung Belgrot, also an der Front zu Kharkiv, ihr könnt auch im Hinterland dort gezielt die Stellung angreifen, dann verändert das sehr stark das Bild. Wie viele, wie viele. Wenn man mit ungefähr so vielen Raketen nach Russland reinschießen darf, wie man Kampfpanzer bekommen hat, dann ist das nur symbolisch und hat mehr mit Medienspin in den Westen zu tun als auf dem Schlachtfeld in der Ukraine. Aber an der Stelle würde ich sagen, hier, worum kann es 2024 denn realistisch militärisch gehen? Das Militärische ist hier das Entscheidende. Es kann darum gehen, dass die Ukraine es schafft, die gesamte Front alles zu stabilisieren und auch an der Lufthoheit zu arbeiten. Dieser Krieg wird nicht 2024 in irgendeine gute Richtung entschieden werden. Er kann in schlechte Richtungen entschieden werden. Ja, die Gefahr haben wir gerade auch schon begonnen zu skizzieren. Aber du kannst 2024 dafür sorgen, dass du weitaus besser in 2025 startest. Denn auch da wird uns der Krieg begleiten. Denkst du da schon an den US-Wahlkampf? Ja, natürlich, natürlich. Dann gehe ich damit. Denn Putin hat mit seinen ganzen Narrativen nur, und das ist ja die große Ironie dieses Faschismus-Frankenstein, er hat nur immer mit Blick November neuer US-Präsident gedacht. Es gibt keine russische Strategie. Das finde ich gut. Es gibt auch keine westliche Strategie. Insofern stehen sie barri, ja. Alles, alles, alles, was wir seit zwei Jahren sehen vom Westen in Russland, Ukraine jetzt mal ausgenommen, die kämpft um ihr Überleben. Alles, was wir in Russland und Westen sehen, ist es, die nächste Administration zu beeinflussen bei ihrer Strategie gegenüber Russland. Also will dann Biden zwei oder Trump zwei, oder wie auch immer, Russland weiter parken oder nicht? Das ist die entscheidende Frage. Und die kommt im Januar 25, wenn der neue Präsident oder die neue Administration vielleicht mit neuen Köpfen, neuen Gesichtern einen Strategiewechsel vornehmen können, aber nicht müssen. Das ist im Grunde das alles Entscheidende. Oder den Westen. Du weißt nicht, was im November ist. Nein, auf keinen Fall. Russland wird das auf jeden Fall zerreißen. Eventuell auch den Westen. Okay, was passiert, wenn es zu Bürgerkriegs-ähnlichen Zuständen kommt? Vielleicht zum Bürgerkrieg in USA, im Zusammenhang mit der Wahl? In den USA? Ich wollte gerade eher in die andere Richtung, nicht des Bürgerkrieges, sondern bis dahin. Ja, könnten. Also, es kann viel passieren. Schau mal, die USA kann sich zerlegen. Der ganze Westen kann sich zerlegen im Zusammenhang mit den USA. Ukraine kann sich zerlegen, Russland kann sich zerlegen. China und USA können in einen Krieg geraten, weil China Taiwan angreift. Das sind alles keine abwegigen Spinnereien mehr. Und das nächste, was aber auf der Tagesordnung steht, ist die US-Wahl. Und von daher werden alle Beteiligten jetzt auch abwarten, was da passiert. Und ich glaube auch nicht an eine russische Mobilisierung vorher. Ich glaube, dass einfach alle Player jetzt auf die Wahl gucken. Das ist ein Gedanke, der mich fasziniert, dass Russland mit seiner Mobilmachung bis zu den US-Wahlen warten muss. Das ist für mich ein sehr gehaltvoller Satz, denn genau da sehe ich ja diese Schizophrenie. Vielleicht auch bis kurz vorher. Also wenn sie die Mobilisierung als Teil des Informationskrieges wieder gestalten, kann uns das auch vorher kommen. Es ist aber auf jeden Fall ein Hammer mit der nächsten Administration und wie sie mit Russland in den nächsten vier Jahren umgehen wird oder will. Ja, und wer sich das nicht vorstellen kann, dass man so einen Informationskrieg dann zum Beispiel auch krachend verlieren kann, der möge sich nochmal mit den Entscheidungen des Internationalen Gerichtshofs diese Woche gegen Israel auseinander setzen. Ja, lasst doch mal zu kommen. Ich hatte so einen Gedanken vor kurzem, als ich den Podcast von Ralph Yannick gehört hab. Meine Güte hatte mein Ahnung vom Völkerrecht. Also wenn du dann drei Tage wartest und nicht dir ganz Twitter durchliest, nachdem der ISDGH die Order gegen Galant und Netanyahu erlassen hat, und drei Tage wartest, bis Ralph Yannick dazu was sagt, dann hast du echt mehr Ahnung vorher. Und dann überlegst dir aber, wenn das Völkerrecht von Diktatoren derart missbraucht, instrumentalisiert wird, ist es dann wirklich nur noch positiv? Also da kommen mir ganz komische Gedanken dann, aber da möchte ich lieber jetzt auch nicht weitermachen. Es ist schwierig, ist es für mich schwierig, zu sehen, was mit Israel passiert, wie die Hamas mit so einem menschenverachtenden Angriff im Oktober jetzt davon zu kommen scheint, wie die ganze Welt das Relevanteste irgendwie aus den Augen verliert und ja, Blut vergießen, beenden über alles stellt. Ist für mich schlimm, das zu sehen. Denn das, was du jetzt gesagt hast, ist auch die Botschaft, wenn es darum geht, dieser russischen Offensive in Kharkiv etwas entgegenzusetzen. Die Ukraine darf mit Ataker-Mesten sich nicht verteidigen in Richtung hier des Hinterlandes in Belgorod. Darf sie nicht. Sie darf keine gezielte Verteidigung machen. Und die Botschaft hier mit Israel ist ein und dieselbe. Lass den Terror in Frieden. Und das muss klar sein, dass wir jetzt gerade eine neue Weltordnung aushandeln an dieser Bruchstelle. Und das ja die Option ist, die uns Putin vorgelegt hat. Mit diesem, wie nanntest du es, chinesisch-brasilianisch-russischen Papier. Jaja, putins Plan ist es. Putins Plan, lass die Terroristen in Frieden. Man darf die freie Welt angreifen. Und dann darf man einen Teil davon behalten. Und danach ruft man ganz laut Frieden, Frieden, blaue Helme, Waffenstillstand einfrieren. Und so kann man dann Stück für Stück die freie Welt zerstören. Das ist der Plan. Und das ist anscheinend unsere Schwäche. Wir halten an dem Völkerrecht fest. Und wenn es unser Ende bedeutet. Ich glaube manchmal auch, dass wir, insbesondere bezüglich Russland, das kann ich nicht so genau sagen, weil ich da nicht so genau bewandert bin, bezüglich Russland auch irgendwie immer dazu neigen, da irgendwelche rationalen Motive zu projizieren und zu glauben, naja, aus irgendeinem Grund werden sie schon diesen Krieg führen, der auch irgendwie verständlich ist. Und das ich persönlich zumindest nicht so. Ich glaube eigentlich, dass Russland's Ziel ist, diesen Krieg zu führen und dass es diesen Krieg nicht führt, um irgendwelche anderen Ziele zu verfolgen. Und einfach mal zu gucken, was dann so passiert und welchen Mechanismen damit in Gang ist. Und ich glaube, so wie das im Moment läuft, ist es für Russland ja auch der optimale Krieg. Weil es muss eigentlich nicht befürchten, dass auf seinem Territorium irgendwas Größeres passiert, dass seine da mal irgendeinen Vorstoß macht. Es kann in aller Seelenruhe die Ukraine mit Terror überziehen, immer weitermachen. Und das Regime profitiert im Grunde davon, dass es den Genozid im Donbass sozusagen unter anderem Vorzeichen tatsächlich durchführt, indem es seine eigene Bevölkerung da verheizt durch ukrainische Kugeln. So bitter muss man glaube ich mal diese Rechnung sich vor Augen führen. Und das macht aber irgendwie, also vielleicht macht man das irgendwo in den Hinterzimmern, aber mein Eindruck ist, dass man so diese erschreckende Nüchternheit nicht hat, sondern sagt, naja, irgendein rationales Motiv werden sie schon haben. Die NATO, vielleicht ist ja doch was dran, dass die NATO sich zu schnell ausgedehnt hat. Die östliche Ukraine, vielleicht sind da ja doch irgendwelche russischsprachigen Menschen unterdrückt worden, oder es ist irgendwas passiert, weswegen Russland da rein muss, blablabla. Also am Ende des Tages kann man glaube ich sich die letzten 30 Jahre angucken und sagen, zumindest die Jahre seit dem Putin, der macht das, das sind ein paar weniger, sagen, es läuft immer auf Konflikte hinaus. Diese Konflikte werden immer größer. Und im Grunde ist der Konflikt immer das Ziel, wie du die vorhin schon gesagt hast, wenn man diesen Konflikt irgendwann mal nicht mehr weiterführen kann, da muss man eben gucken, dass man eine Atempause einlegt und sich dann aber darauf vorbereitet, ihn irgendwann später in noch größerem Ausmaß weiterführen zu können. Das ist eigentlich so das Prinzip, das ich da sehe. Und wenn man dieses Prinzip sich vor Augen führt, dann kann man eigentlich nicht sagen, dass wir irgendwann mal realistisch über irgendwas verhandeln. Dann kann man eigentlich nur sagen, wenn wir das unterbinden wollen und den irgendwann mal in Regelvorschriften wollen, da muss man eigentlich dafür sorgen, dass Russland nicht mehr in der Lage ist, Krieg zu führen, also sozusagen sein Ziel wieder herstecken muss. Ja, und das überall, das ist nicht nur Russland, das ist auch UNI Israel, überall. Das ist überall, wo demokratische Staaten Krieg, Gewalt einsetzen müssen gegen Autokratiendiktaturen, sich gegen Terroristen wehren müssen, wird immer irgendwas gefunden. Ja, die Hamas-Terroristen, die haben den israelischen Frauen die Brüste abgestütten, weil sie so arm sind und so schlecht behandelt wurden, weil sie 1948 keinen eigenen Staat bekommen haben, irgendeinen Schwachsinn. Wartet es mal ab, bis es irgendwie Nordkorea oder sowas aufgefroren wird, dann werden die sagen, ja, aber die Nordkoreaner, die haben doch auch ein Recht auf Wiedervereinigungen wie Deutschland oder ich weiß nicht, was für ein Schwachsinn. Und am Ende ist das alles nur, dass man sich nicht traut, zu sagen, vielleicht sind wir wirklich die Guten. Vielleicht ist der Westen einfach der Träger des Guten. Die freie Welt ist vielleicht nicht einfach nur Nachfolger von bösen Kolonisatoren, die ausgeschwärzt sind in Zeiten des Imperialismus und die halbe Welt geknechtet haben. Sondern vielleicht sind wir auch die Träger von Guten. An der Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass ihr hier diesen YouTube-Kanal, der Russland Watcher, bitte abonnieren könnt. Würde ich euch empfehlen, dem auch zu folgen. Und TikTok. TikTok jetzt auch. Darf ich nicht vergessen. Wo der Bum ist, kann man nicht falsch sagen. Ist der auch da? Hat er irgendwas gehört, das er getanzt hat oder so? Irgendwas mit der Tasche, mit der Akkentasche, oder? Ja, irgendwie über seine Akkentasche, wo sie überall hinreißt. Irgendwie so was Affiges. Er ist mir in TikTok noch nicht begegnet. Es klingt gar nicht so schlecht. Und wenn ihr Lust habt, dann könnt ihr auch am 31. Mai, am kommenden Freitag dabei sein, wenn wir unseren monatlichen Livestream starten. Wir sind bisher noch nicht dazu gekommen, eine feste Gästeliste zu haben. Wir sind auf jeden Fall mit dabei.
Markus Pöhlking: Das tue ich ja heute durchaus auch mit einem Hintergrund. Den kann ich euch ja am nächsten Freitag erzählen, wenn ihr möchtet. Am nächsten Freitag ab 20 Uhr sind die Russland Watcher wieder im Livestream. Wir würden uns sehr freuen, wenn ihr auch dabei wärt. Was haben wir vergessen? Georgien. Ja, das ist ja symptomatisch. Symptomatisch, dass Georgien gerade ganz außen vor ist.
Dimitri Nabokoff: ist, glaube ich, die Abstimmung angesetzt für die Überstimmung des Veto. Also die Präsidentin hat ja das Veto über das Russengesetz eingelegt. Und das Parlament kann das überstimmen. Und Bezina Ivanishvili oder der Georgische Traum meint, da genug Stimm zu haben, um das überstimmen zu können. Und das ist dann in zwei Tagen. Und dann liegen alle Karten auf dem Tisch. Wir wissen schon seit ungefähr zwei Wochen, seit dieser Rede von Ivanishvili, wo er klipp und klar sagt, ich gehe in die Richtung Russland. Und ich werde nicht davonlaufen, Janukovic, ich ziehe durch, auch wenn das Blut fließt. Kann man eigentlich wissen, dass die Demonstranten, die auf die Straße gehen, entweder das Regime loswerden oder in einem anderen Georgien nächstes Jahr aufwachen werden. Und bis jetzt gehen sie einfach nur auf die Straße, werden mit Wasserwerfern zusammengetrieben oder das Regime kontert mit Polizei, Bereitschaftspolizei und Wasserwerfern. Es ist aber noch kein Blutvergießen. Es ist noch nicht irgendwie Scharfschützen, die auf die Demonstranten schießen, wie in Kiew 2014. Und in zwei Tagen weiß aber ein Grunde jeder Georgia, jetzt oder nie. Weil diese Hoffnung auf, ja, vielleicht kann die Präsidentin noch was, vielleicht kann sie noch ein Veto ablegen, das ist dann vorbei. Also ich gehe davon aus, dass die das überstimmen werden. Und dann könnten wir blutige Szenen, tiefe Szenen, fürchte ich. Das sind einerseits keine guten Aussichten, andererseits hat mich aber 2020 Belarus zu dem Schluss gebracht, dass du diesen Schritt nicht gehen kannst, ganz ohne die Frage der Gewalt zu stellen. Also wo ich jetzt auch sagte, blutige Szenen sehen, da denkt man halt, oh Gott, das will bloß kein Blut vergießen. Und es ist jetzt auch nicht so leicht, einen anderen Volk zu wünschen, dass die das Blut vergießen. Ich meine, ich wünsche denen die Freiheit und der Sturz dieses Regimes, dass sie in Freiheit leben können und nicht im Orbit von Russland landen. Und es geht kein Weg vorbei, als dass sie mit gewaltiges Regime stürzen und damit Blut für vergossen werden müssen. Und ich bin sehr froh, dass ich nicht in dieser Position bin, oder wir. Ja, ich hoffe vielleicht so, wir hoffen, dass möglichst wenig Blut vergossen werden muss. Für die Freiheit. Aber ich hoffe, dass die Georgia das zumindest versuchen werden. Und nicht einfach nur still in den russischen Gulag wandern.
Stefan Schaak: Ich kenne die georgische Kultur zu wenig und die georgische Nation schon gar nicht, als mir hier auch nur irgendeiner Art von Urteil erlauben zu können. In Belarus hat man es befürchtet, dass es genau daran scheitern wird, obwohl sie ja so nah waren. In Georgien, wir werden sehen, die Wahlen sind im Herbst. Im Oktober, ja. Im Oktober. Also auch da durchaus ein Kulminationspunkt der ganzen Sache. Meine Lieben, darf ich mit einem Zitat schließen? Interessanterweise sind wir hier gestern mit Alexander Dugin durchaus übereingekommen. Unsere längeren Zuhörerinnen und Zuhörer erinnern sich bestimmt an das Interview zwischen diesem immer gerne gesehenen reinkarnierten Dostoevsky-Putin-Chefideologen Alexander Dugin und Tucker Carlson. Jetzt ist Dugin wieder etwas verschwunden, aber er schrieb jetzt in seinem Telekom-Kanal gestern, alle Kreise haben sich geschlossen. Die Wahlen, die Inauguration, die Ernennung der Regierung, das Ende von Zelenskys Amtszeit. Das heißt, dass jetzt auch alles anfangen muss. Es gibt kein Argument, warum es nicht anfangen sollte. Und wenn ihr Ideen habt dafür, was jetzt hier anfangen sollte im duginschen Sinne, dann schreibt uns das in die Kommentare. Würde mich sehr interessieren. Ich gebe das hier auch mal meinen drei Watchern mit, welches apokalyptisches Szenario Dugin noch von 2024 erwartet. Wie apokalyptisch das Ganze auch sein mag. Große Ereignisse liegen vor uns. Der nächste große Halt ist der 15. Juni und der Zelensky-Gipfel, wenn ich ihn hier mal so nennen darf. Vorhab aber erst einmal noch einmal die Einladung zu unserem Livestream am 31. Mai am kommenden Freitag, 20 Uhr. Bedanke mich bei euch fürs Zuhören. Bedanke mich bei meinen drei Watchern für diese wunderbaren Gespräche.
Made on
Tilda